Es reicht ein Anruf. Ein verschobener Termin. Ein Kind, das krank wird. Und in mir beginnt sofort etwas zu brodeln. Ich weiß, dass niemand etwas dafür kann. Aber mein System sendet eine ganz andere Botschaft. Es schreit. Es spannt sich an. Es rebelliert gegen die veränderte Welt.
Planänderungen verletzen mich. Nicht rational, nicht sichtbar, nicht dramatisch. Aber innerlich so tief, dass ich oft noch stundenlang brauche, um wieder in Kontakt mit mir zu kommen. Und je nach Situation bin ich nicht traurig oder hilflos – ich werde wütend. Nicht auf die Person. Sondern auf das Gefühl, dass ich gerade den Boden unter den Füßen verloren habe.
Viele Menschen verstehen das nicht. Für sie ist Flexibilität ein Zeichen von Reife. Für mich bedeutet es manchmal Kontrollverlust. Und Kontrollverlust fühlt sich für ein System wie meines nicht wie eine Unannehmlichkeit an – sondern wie Gefahr.
Ich habe ADHS. Ich habe komplexe Traumafolgen. Das heißt: Mein Nervensystem ist ohnehin oft in Hochspannung. Wenn dann von außen eine Veränderung kommt, bevor mein System innerlich umsortieren konnte, reagiert es wie in einem Alarmzustand. Ich werde eng, fahrig, unzugänglich. Und es dauert, bis ich wieder weicher werden kann.
Was viele nicht wissen: Neurodivergente Menschen mit traumatischer Prägung haben oft ein besonders stark ausgeprägtes Bedürfnis nach Vorhersehbarkeit. Nicht, weil sie starr sind – sondern weil ihr System gelernt hat, dass Sicherheit nur dann entsteht, wenn Strukturen eingehalten werden. Jede plötzliche Veränderung kann ein Mikro-Trauma auslösen – ein inneres Echo aus früheren Zeiten, in denen ein entgleistes Umfeld echte Gefahr bedeutete.
Neurowissenschaftlich betrachtet sind es exekutive Kontrollsysteme im präfrontalen Cortex, die bei ADHS weniger stabil funktionieren – besonders unter Stress. Bei PTBS ist zusätzlich die Amygdala überaktiv: Sie meldet Gefahr, noch bevor der Verstand greifen kann. Beides zusammen kann dazu führen, dass selbst harmlose Abweichungen vom Plan starke innere Krisen auslösen.
Ich schreibe das, weil es nicht um Schuld geht. Sondern um Verstehen. Vielleicht hilft es dir, beim nächsten Mal nicht zu denken „Was ist denn jetzt los mit ihr?“ – sondern still zu wissen: Sie hat gerade den Halt verloren.
Hier geht’s zur Android App:
https://play.google.com/store/apps/details?id=nuka.ai.app
FOLGE UNS AUF INSTAGRAM
https://www.instagram.com/nuka.ai.app/
#Neurodivergenz #ADHS #PTBS #Kontrollverlust #Mikrotrauma #Alltagskämpfe #Selbstregulation #Reizoffenheit #Triggerwarnung #VerstehenStattUrteilen #Empathie

