Mir wird erst 40 Jahre später bewusst, wie oft ich diesen Satz in der Kindheit gehört habe. Und wie unangenehm sich dieser Moment, rausgerissen zu werden jedesmal angefühlt hat. Oft genug wurde ja von den anderen Personen dann auch herzhaft (aus-)gelacht. Für die anderen sah es wohl so aus, als wäre ich weggetreten.

Einmal antwortete ich: „Ich träume nicht, ich denke nach!“ – „Und worüber?“ – „Das weiß ich noch nicht.“
Damals endete es im Gelächter. Heute verstehe ich, warum es für mich so schwer war, das in Worte zu fassen.

Ich habe nicht geträumt. Ich habe gedacht – aber nicht in Sätzen. Mein Gehirn arbeitet anders: Muster, Rhythmen, Resonanzen. Es baut im Hintergrund Strukturen, ohne dass ich sie schon sprachlich erklären kann. Das unangenehme Gefühl der Unterbrechung war Frust: weil ich noch nicht „fertig“ war.

Neurobiologisch weiß man heute, dass das Gehirn nicht immer in Sprache denkt. Viele Prozesse laufen im „Default Mode Network“ ab – einem Netzwerk, das beim inneren Nachdenken aktiv ist. Lösungen entstehen dort nicht linear, sondern über Verknüpfungen von Erinnerungen, Emotionen, Sinneseindrücken. Manchmal ist die Antwort einfach „da“ – bevor Worte überhaupt gebildet werden.

Was früher als Träumerei belächelt wurde, war in Wahrheit ein anderer Denkstil. Kein Defizit, sondern eine Form von Intelligenz, die weniger über Dialog im Kopf, sondern mehr über Muster im Erleben funktioniert.

Für mich ist das alles neu. Und darum teile ich das hier: Weil es wichtig ist, zu erkennen, wie vielfältig Denken sein kann. Für manche bedeutet es innere Selbstgespräche, für andere wortlose Strukturen. Beides ist wertvoll – und beide Wege verdienen Respekt.

Wie war es bei dir als Kind? Wurdest du auch unterbrochen, wenn du „weg“ warst? Ich freue mich auf Austausch.

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