Hyperfixierung beschreibt das Phänomen, wenn neurodivergente Menschen nicht auf ein Hobby oder ein Thema, sondern auf einen Menschen fixiert sind.
Während klassische Spezialinteressen sich um Wissen, Objekte oder Themen drehen, kann bei Hyperfixierungen eine einzelne Person in den Mittelpunkt rücken. Nicht, weil man „abhängig“ ist, sondern weil diese Person Sicherheit gibt: Orientierung, Stabilität, ein Gefühl von Ruhe. Von außen wirkt das schnell übermäßig oder problematisch – doch aus Sicht der Betroffenen ist es vor allem eine Form von Co-Regulation.
Wir erleben das auch in unserer Beziehung. Uns ist bewusst, dass wir hyperfixiert aufeinander sind. Das heißt: Wir können uns beim anderen schneller regulieren, finden leichter zurück ins Gleichgewicht und fühlen uns sicher. Dieses Gefühl ist so angenehm, dass man sich wünscht, es möge bleiben. Genau darin liegt die Stärke – aber auch die Gefahr.
Die Chancen sind groß: Nähe, Loyalität, gegenseitiger Halt. Wir schaffen uns Stabilität, wo die Welt draußen oft überfordernd ist.
Gleichzeitig sehen wir die Risiken klar: emotionale Abhängigkeit, das Zurückstellen eigener Bedürfnisse oder das Risiko, dass die Intensität nicht wechselseitig getragen wird.
Deshalb achten wir bewusst darauf, dass alle Bedürfnisse Platz haben und niemand sich dauerhaft für den anderen verbiegen muss. Für uns funktioniert das nur, weil wir offen darüber sprechen und immer wieder neu ausbalancieren.
Warum ist das ein neurodivergentes Thema?
Weil Hyperfixierungen genau dort häufiger vorkommen, wo das Nervensystem besonders empfindlich auf Unsicherheit und Reize reagiert – bei ADHS, Autismus oder verwandten neurodivergenten Strukturen. Die Fixierung ist dann keine „Krankheit“, sondern eine Strategie, mit innerer Unsicherheit umzugehen. Sie reduziert Angst, stabilisiert Identität und gibt Halt.
Hyperfixierung auf Menschen ist also nicht per se ungesund. Sie ist eine Antwort des Gehirns auf Überforderung. Entscheidend ist, wie bewusst man damit umgeht. Für uns heißt das: Wir nehmen die Chancen an – und behalten die Gefahren im Blick.
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