Essen ist für viele Menschen ein Automatismus. Hunger, Mahlzeit, Sättigung. Für neurodivergente Menschen ist das oft anders. Essen wird zu etwas, das Halt gibt, wenn alles andere zu viel ist. Zu etwas, das Struktur schafft, wenn kein innerer Zugriff mehr da ist. Oder zu etwas, das Spannung senkt, wenn Reize ungedämpft durch das System schießen.

Es ist kein bewusst gewählter Mechanismus. Es ist oft das Einzige, das sich überhaupt noch beeinflussen lässt.

Viele leben jahrelang mit ADHS, Autismus oder Trauma, ohne es zu wissen. Und entwickeln Muster, die auf den ersten Blick nach Essstörung aussehen – aber in Wahrheit tief verwobene Strategien zur Selbstregulation sind. Sie entstehen dort, wo das Nervensystem keinen anderen Weg mehr findet, mit der Welt zurechtzukommen.

Essen kann beruhigen. Es kann Zeit gliedern. Es kann Körperkontakt vermeiden helfen. Es kann helfen, sich zu spüren. Es kann Ablenkung sein, Routine, Reizfilter, Ersatzhandlung, Strukturgeber.

Die Forschung beginnt erst langsam zu erfassen, wie eng diese Muster mit Neurodivergenz verknüpft sind. In Metaanalysen wurde gezeigt, dass Menschen mit ADHS ein 3,8‑fach erhöhtes Risiko für eine Essstörung haben (PMC10100596). Bei Essstörungs-Subtypen wie Binge Eating oder Bulimie liegt der Anteil von Betroffenen mit ADHS bei bis zu 34,9 %. Kinder mit ADHS zeigten in einer Studie zu 31,4 % ein auffälliges Risikoverhalten – im Vergleich zu 12,1 % in der Kontrollgruppe (ScienceDirect).

Diese Zusammenhänge sind nicht zufällig. Sie sind neurologisch, funktional und oft still durch den Alltag getragen. Menschen essen nicht „zu viel“ oder „zu wenig“, weil sie unvernünftig sind – sondern weil ihr System einen Weg sucht, überhaupt durch den Tag zu kommen.

Was fehlt, ist ein differenzierter Blick. Und ein Verständnis dafür, dass es manchmal gar nicht um das Essen selbst geht. Sondern darum, dass es der einzige Ort geworden ist, an dem überhaupt noch etwas steuerbar ist.

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