Es gibt Aufgaben, bei denen etwas in mir aufsteht. Nicht als Gedanke, nicht als Widerwille, sondern als ein vollständiges inneres Nein. Die Aufgabe kann klein sein. Eine E-Mail beantworten. Ein Formular ausfüllen. Etwas, das zehn Minuten dauert. Ich kann mich dazu zwingen. Aber etwas in mir bleibt unbeweglich.

Ich funktioniere nicht, wenn ich keinen Sinn sehe. Das klingt nach Haltung. Aber für mich ist es eine neurobiologische Tatsache. Mein System macht zu, wenn ich etwas tun soll, das keinen Bezug mehr zur Bedeutung hat. Kein bisschen Energie wird freigegeben. Ich sitze da, werde still, spüre eine Art Leere in mir – und mache nichts.

Es ist keine Prokrastination. Ich will nicht aufschieben. Ich will schlicht nicht weitermachen mit etwas, das in mir schon als „falsch“ markiert ist. Wenn ich einmal verstanden habe, dass eine bestimmte Art zu arbeiten kein Ergebnis bringt, wird es mir unmöglich, sie weiter auszuführen. Ich kann das nicht übergehen. Es ist, als würde mein Körper sich weigern, Teil eines sinnlosen Prozesses zu bleiben.

Das betrifft nicht nur große Entscheidungen. Es betrifft genau die Aufgaben, die man „einfach mal eben“ machen soll. Ich weiß, dass sie erledigt werden müssten. Aber mein System stellt auf Stille. Kein innerer Zugriff, kein Impuls, kein Handlungskanal. Und dann beginnt der Druck. Ich verurteile mich, denke in Zeitfenstern, mache Listen – und nichts hilft.

Neurodivergente Menschen mit hoher kognitiver und emotionaler Tiefe erleben triviale Aufgaben oft nicht als neutral, sondern als Entfremdung. Besonders bei ADHS ist das Belohnungssystem nicht an äußeren Erfolg gekoppelt, sondern an subjektive Bedeutsamkeit. Wenn die fehlt, bricht die Handlungsmotivation zusammen. Nicht aus Faulheit, sondern aus strukturellem Bruch zwischen Sinn und Handlung.

Viele denken, sie hätten ein Disziplinproblem. Dabei ist es oft etwas ganz anderes: ein System, das keine Energie mehr freigibt, für das, was sich innerlich schon verabschiedet hat.

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