ADHS-Mütter und der Dauerbetrieb – warum sich mein Alltag wie ein Cockpit anfühlt

Seit ich gelesen habe, dass Mütter von Kindern mit ADHS in Studien ähnlich hohe Stresswerte zeigen wie Menschen in Hochleistungsberufen, ist mir vieles klarer geworden. Endlich habe ich Worte dafür, warum ich so oft völlig erschöpft bin.

Wir haben nämlich auch unsere Peaks. Sie beginnen nicht im Jet, sondern in dem Moment, in dem das Kind morgens wach wird. Von da an schaltet mein Körper auf „Funktionieren“ – Sinneskanäle weit offen, volle Aufmerksamkeit, permanente Reaktionsbereitschaft. Jede Kleinigkeit muss mitgedacht werden: Frühstück, Stimmung, Schultasche, Termine, Konflikte, kleine Notfälle. Es hört erst auf, wenn das Kind abends im Bett liegt.

Und mit älteren Kindern? Da verschwindet dieser offizielle Ruheteil am Abend oft ganz. Kein „Kontrollturm, der den Tag beendet“. Stattdessen eine Dauerbereitschaft, weil die Kinder länger wach sind, ihre eigenen Themen haben, nachts noch etwas brauchen. Der Körper fährt nicht mehr runter.

Seit ich das verstanden habe, ist auch klar: Es ist kein persönliches Versagen, keine fehlende Stärke. Es ist Biologie. Das Stresssystem schaltet nicht ab, weil der Alltag es nicht zulässt. So wie bei Pilot:innen die HPA-Achse (Cortisolregulation) im Einsatz hochfährt, fährt sie bei uns morgens hoch – und bleibt den ganzen Tag aktiv.

Der Unterschied ist: Pilot:innen haben nach dem Einsatz eine Landung, ein Debriefing, Ruhezeit. Wir haben oft kein offizielles Ende. Kein „Jetzt ist Schluss“. Und genau das erklärt die Erschöpfung, die wir so schwer benennen konnten.

Ich glaube, dieser Vergleich tut gut, weil er etwas entlastet. Weil er zeigt: Der Stress ist nicht eingebildet. Er ist messbar, erklärbar – und er erklärt, warum wir abends so leer sind.

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